Unser Engagement

«Die Bevölkerung und unsere Geschäftskunden wünschen sich eine klimaneutrale Zustellung»

Seit Februar stellen die Pöstlerinnen und Pöstler in den Städten Zürich und Bern alle Briefe und Pakete mit Post-eigenen E-Fahrzeugen CO2-frei zu. Wir haben mit Johannes Cramer – Mitglied der Konzernleitung und Leiter Logistik-Services bei der Post – über die Umstellung in der Zustellung und die damit verbundenen Herausforderungen gesprochen.

Sasa Rasic

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Johannes Cramer, Mitglied der Konzernleitung und Leiter Logistik-Services bei der Post.
Johannes Cramer, Mitglied der Konzernleitung und Leiter Logistik-Services bei der Post. (Foto: Nicole Schneider)

Wieso beginnt die Post gerade in Bern und Zürich mit der Umstellung auf die klimaneutrale Zustellung?

Die Elektromobilität ist ein sich noch entwickelndes Feld. Bergiges Gebiet und lange Touren stellen aktuell noch Herausforderungen dar. Deshalb ergibt es Sinn, in eher flachem und dicht besiedeltem Gebiet zu beginnen – wobei Zürich als das grösste Siedlungszentrum auch grosse Anforderungen an die neue E-Flotte stellt. Als Etappenziel haben wir uns Ende 2024 gesetzt: Zu diesem Zeitpunkt wollen wir in den grossen Schweizer Städten – Zürich, Bern, Basel und Genf – klimaneutral zustellen. Für die ganze Schweiz zielen wir auf das Jahr 2030.

Die Flotte auszuwechseln ist bereits ein Riesenunterfangen, doch die nötigen Anpassungen der Infrastruktur – vor allem für das Aufladen der Fahrzeuge – sind wohl noch weitreichender. Welche Massnahmen wurden für die Umstellung getroffen und was ist dort der Stand?

Das ist definitiv so. Kurz zur Tankstelle fahren geht mit den E-Fahrzeugen natürlich nicht mehr. Zudem muss man die tendenziell kürzeren Reichweiten miteinberechnen. Die Umstellung brachte aufwändige bauliche Anpassungen und Konzepte in Sachen Ladeinfrastruktur und -management mit sich. Es müssen zahlreiche E-Fahrzeuge gleichzeitig möglichst effizient aufgeladen werden, damit alles jeden Morgen bereit ist für die Zustellungen.

Strommangellage ist eines der Schlagwörter der letzten Zeit. Wie schwierig ist es mit der umfangreicheren E-Flotte für den Notfall – etwa einem Blackout – zu planen?

Die Planung ist ein laufender Prozess. Ein Blackout würde fürs ganze Land ohnehin eine enorme Herausforderung darstellen und in verschiedensten Bereichen zu Leistungseinbussen führen. In diesem Fall müssten wir mit der uns zur Verfügung gestellten Kontingentierung effektiv planen.

Einer der Mitbewerber der Post stellt bereits jetzt zu 100 Prozent elektrisch zu. Wieso dauert es bei der Post so lange mit der Umstellung auf alternative Antriebe?

Der Vergleich mit der Konkurrenz ist nur bedingt möglich. Wir bewegen uns in Bezug auf die Zustellmengen auf einer völlig anderen Skala. Bereits 2022 haben wir 6-mal mehr Pakete per E-Fahrzeug zugestellt als unser grösster Mitbewerber. Dieses Jahr werden es noch mehr sein. Zudem haben wir aufgrund unseres Leistungsauftrags eine andere Ausgangslage: Wir beliefern die ganze Schweiz bis in die Berggebiete – das macht die Konkurrenz nicht.

Paket mit dem Kleber «klimaneutral zugestellt»
Paket mit dem Kleber «klimaneutral zugestellt». (Foto: Florent Spahiu)

Wo sehen Sie den grössten Antrieb für die Umstellung auf klimaneutrale Zustellung und andere nachhaltige Massnahmen – sind es Wünsche der Kundinnen und Kunden, der Belegschaft oder persönliches Engagement?

Es sind die Wünsche verschiedener Partner, die uns zu dieser Umstellung motivieren. Aus der Bevölkerung, wie auch von unseren Geschäftskunden, wird der Wunsch nach klimaneutraler Zustellung zunehmend geäussert. Dies wird sich meiner Meinung nach weiter verstärken. Mir persönlich ist das Thema enorm wichtig und ich engagiere mich gern dafür. Was ich besonders schön finde, ist die entstandene interne Dynamik. Es kommt nicht alles von oben, sondern Projektteams, Standortleiter und Belegschaft geben sich richtig ins Projekt ein und ziehen alle an einem Strang. Das freut mich wirklich riesig.

Welche Rolle spielt die Umstellung auf die klimaneutrale Zustellung für unsere Kundinnen und Kunden?

Vielen Empfänger-Kunden ist sie persönlich wichtig. Bei zahlreichen unserer Geschäftskunden mittlerweile auch relevant fürs Business. Sie haben sich zu Nachhaltigkeit und Umwelt-Standards verpflichtet. CO2-Neutralität bei Lieferketten und Lieferanten wird somit zunehmend zu einem Kernkriterium bei der Lieferantenauswahl. Ich bin überzeugt: Wer nicht nachhaltig wirtschaftet, wird nicht langfristig am Markt bestehen.

Ändert sich etwas für Post-Kundinnen und -Kunden durch die klimaneutrale Zustellung? Wenn ja, was?

Für Empfänger-Kunden ändert sich im Service nichts. Ausser weniger Lärmemissionen bei der Zustellung und die gute Gewissheit, dass Ressourcen möglichst schonend eingesetzt werden. Unsere Geschäftskunden reduzieren durch unsere Umstellung auf E-Mobilität die CO2-Emissionen ihrer Prozesse. 

Wie sind die Rückmeldungen der Pöstlerinnen und Pöstler auf die bisherigen Erfahrungen mit der E-Flotte?

In der Summe ist das Feedback überwältigend positiv. Es gab zu Beginn einige Kinderkrankheiten, etwa bei der Ladeinfrastruktur, die es zu lösen gab. Aber mittlerweile zeigt sich das Projektteam wirklich stolz und die Mitarbeitenden vor Ort freuen sich, CO2-frei unterwegs zu sein.

verfasst von

Sasa Rasic

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