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Wie der besondere Ingenieur Beat Steiner zur Post kam

Die Firma Auticon vermittelt Menschen im Autismus-Spektrum. Menschen wie Beat Steiner, der als Elektro-Ingenieur seit Anfang Jahr bei der Post-Informatik arbeitet. Ein Experiment – und ein Erfolg für alle Beteiligten.

Fredy Gasser

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Bean Steiner sitzt an seinem Arbeitsplatz.
Copyright: Urs Graber

Beat Steiner kennt die Klischees um seine Veranlagung genau: «Ah, so wie im Film Rain-ManTarget not accessible?» bekomme er oft zu hören, wenn die Rede auf sein Asperger-SyndromTarget not accessible kommt. «Dabei bin ich einfach in manchem etwas anders als andere», sagt er. Konkret: «Ich bin innovativ, Netzdenker, strategisch und denke immer bereichsübergreifend». Da gebe es dann halt auch «das eine oder andere Problem mit fixen Strukturen oder Hierarchien».

Bei der Post arbeitet Beat als Ingenieur für die Informatik in der sogenannten Test-Factory: Dort wird unter anderem jedes neue Feature für eine Software-Lösung getestet, ob für die Paketsortierung, die Verteilung, Registrierung oder Notifikation. Auch der Bordcomputer der Postautos und seine peripheren Funktionen sind auf seinem Radar: Haltestellen-Anzeigen, Verkauf von Tickets, Aussenanzeigen, Haltestellen-Ansagen, und insbesondere die automatische Fahrgastzählung. Test-Arbeit ist vielschichtig und vielseitig, sagt Beat.

Die Nadel im Heuhaufen

Bei der Test-Arbeit entgeht Beats fokussierter Aufmerksamkeit nichts. «Ich finde die Nadel im Heuhaufen – das ist manchmal lästig», sagt er und lacht: «Ich sehe, wenn bei einer PowerPoint-Präsentation etwas zwei Pixel falsch platziert ist. Oder sehe kleinste Farbnuancen, die sonst niemand erkennen würde.»

Bei der Post fühle er sich sehr gut akzeptiert, sagt Beat. «Die Zusammenarbeit ist unproblematisch und kollegial. Wir können uns gut über vergangene oder aktuelle Erfahrungen austauschen.» Bei vielen anderen Firmen seien seine Bewerbungen abgelehnt worden, «da die Recruiters befürchteten, ich könne mich nicht gut in bestehende Teams integrieren – beziehungsweise sie kämen nicht mit mir klar.» Bei der Post sei dies ganz anders gelaufen.

Beat Seiner steht neben einer Schaufensterpuppe.
Copyright: Urs Graber

Positiv auf dem unbekannten Pfad

Zustande kam die Zusammenarbeit über den Kontakt des damaligen Teamleiters Marco Knaeple mit der Firma AuticonTarget not accessible, die Menschen im Autismus-Spektrum als Berufsleute vermittelt. «Uns war von Anfang an bewusst, dass wir als Team einen unbekannten Pfad beschreiten», erzählt er. Dabei habe ihn die Firma Auticon aktiv begleitet und sämtliche Fragen offen beantwortet.

Zudem stellt Auticon Beat Steiner für seinen Einsatz bei der Post einen Coach zur Verfügung, wie Auticon-CEO Stephan Gutzwiller erklärt: «Rollstuhlfahrende im Büro benötigen eine Rampe bei Treppen. Unsere Rampe sind diese Job-Coaches.» Sie seien auch die Schnittstellen zum Auticon-Kunden, in diesem Fall zur Post.

Der Einsatz von Beat Steiner bei der Post sei ein für die Firma typisches Projekt. «Unser Ziel ist es, Autismus nicht als Schwäche, sondern als Stärke zu begreifen.» Da liege ein grosses Potenzial zu Unrecht brach. «Wir haben schon mehrere Menschen bei uns eingestellt und bei Kunden eingesetzt, die zuvor IV-Bezüger waren und jetzt wieder eine Aufgabe haben und Steuerzahler sind.» Genau wie Beat Steiner, der nach wie vor bei der IT Post arbeitet.

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Fredy Gasser

«Solange wir keine ausgewogene Vielfalt haben, müssen wir proaktiv handeln»

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Links Laetitia Henriot Arsever, Leiterin Technology Management, Informatik Post und rechts Linda de Winter, Leiterin Development, Informatik Post.