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«Die Post braucht neue Ertragsquellen»

Tiefere Zinserträge von PostFinance und weiterhin sinkende Briefmengen: Diese Faktoren beeinflussten die Zahlen der Post im ersten Halbjahr 2019. Mit einem Gewinn von 193 Millionen Franken hat der Konzern im Vergleich zum Vorjahr 25 Millionen Franken weniger erwirtschaftet. Auch das Betriebsergebnis (EBIT) fällt tiefer aus. Der Finanzchef der Post, Alex Glanzmann, sieht Handlungsbedarf.

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193 Millionen Franken Gewinn hat die Post bis Mitte 2019 erwirtschaftet und somit 25 Millionen Franken weniger als in der Vorjahresperiode. Auch das Betriebsergebnis (EBIT) von 269 Millionen Franken sank im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 um 19 Millionen Franken. Die tieferen Zinserträge bei PostFinance und die sinkenden Mengen im Briefgeschäft setzen das Ergebnis der Post weiter unter Druck. Als Folge der weiter steigenden Paketmengen ist die Post zudem gefordert, grosse Investitionen bei PostLogistics in die Paketverarbeitung zu tätigen.

Trends setzen sich fort

Im Zuge der Digitalisierung versenden immer weniger Menschen und Unternehmen Briefe – ihre Anzahl nahm im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent ab. Damit setzt sich ein Trend der Vorjahre fort. Trotzdem verzeichnete PostMail im ersten Halbjahr 2019 ein stabiles Betriebsergebnis, weil es gelang, Prozesse bei der Briefverarbeitung weiter zu optimieren. Im Gegensatz zu den Briefmengen zeigen die Paketzahlen bei PostLogistics ein positives Bild: Gegenüber dem Vorjahr verschickten Kundinnen und Kunden 6,4 Prozent mehr Pakete mit der Post. Doch die aktuelle Infastruktur der Post kommt wegen der grossen Paketzahl zunehmend an ihre Grenzen. Um die wachsende Paketmenge in der gewohnten Qualität bewältigen zu können, fallen zusätzliche Kosten an. Diese belasten das Resultat von PostLogistics. Langfristig investiert die Post in ein dezentrales Paketverarbeitungsnetz und baut neue Paketzentren in Cadenazzo (TI), Vétroz (VS) und Untervaz (GR).

PostNetz ist es auch im zweiten Quartal gelungen, den Rückgang bei Briefen und Schaltergeschäften mehr als zu kompensieren. Einerseits durch die Verlagerung in neue Zugangspunkte wie Filialen mit Partner, Pickpost-Stellen oder MyPost24-Automaten und andererseits durch Effizienzmassnahmen. Rückstellungen für angekündigte Reorganisationen – wie die schweizweite Teamorganisation der Filialmitarbeitenden – belasten das Betriebsergebnis von PostNetz im ersten Halbjahr 2019 ausserordentlich. Es liegt 13 Millionen unter dem Vorjahreswert.

Trotz deutlich tieferem Zinsertrag produzierte PostFinance ein stabiles Betriebsergebnis. Dies kommt dank Sonder- und Einmaleffekten zustande. PostFinance erzielte eine Zunahme des Betriebsergebnisses von einer Million Franken im Vergleich zur Vorjahresperiode. Sie weist für das erste Halbjahr 2019 ein Betriebsergebnis von 146 Millionen Franken aus. Neben dem höheren Kommissions- und Dienstleistungserfolg wirkten sich insbesondere das marktbedingt bessere Handelsgeschäft sowie der Verkauf zweier Beteiligungen und einer Tochtergesellschaft ergebnisverbessernd aus. Bei diesen Verkäufen handelt es sich um Einmaleffekte, die in den kommenden Geschäftsjahren nicht erneut anfallen werden. Der Betriebsertrag sank um 35 Millionen Franken auf 846 Millionen Franken. Hauptgrund für den Rückgang ist der marktbedingt um 82 Millionen Franken tiefere Zinsertrag. Die gegenwärtige Negativzinsphase bleibt eine grosse Herausforderung für PostFinance, deren Bewältigung durch die Auflage, nicht selbstständig Kredite und Hypotheken vergeben zu dürfen, zusätzlich erschwert ist.

Die Neuausrichtung sorgt bei PostAuto für Stabilität. Das Betriebsergebnis von PostAuto verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um 12 Millionen Franken, weil die Vorjahresperiode durch die Rückzahlungen an die Besteller-Kantone geprägt war. Aufgrund einer Wertminderung auf Anlagevermögen fällt das Betriebsergebnis wie im Vorjahr negativ aus.

Andere Ertragsquellen nötig

Trotz tieferem Ergebnis steht die Post nach wie vor auf einer guten finanziellen Basis. Doch die Geldquelle aus den ertragsstärksten Bereichen der Post – PostMail und PostFinance – droht zu versiegen. Aufgrund dieser Entwicklungen hat die Post mit verschiedenen Szenarien ihre finanzielle Lage bis im Jahr 2030 neu beurteilt. «Das Ergebnis zeigt, dass die Post neue Ertragsquellen braucht, um auch weiterhin mit eigenen Mitteln und ohne Steuergelder für die Grundversorgung aufkommen zu können», sagt Alex Glanzmann, Finanzchef der Post. Er verdeutlicht: «Wenn sich nichts ändert, kann die Post die Grundversorgung mittelfristig nicht mehr selbst finanzieren». Die Post will für die Grundversorgung auch in Zukunft selbst aufkommen. Dazu braucht es ausgewogene Rahmenbedingungen mit einerseits Pflichten der Post als Service-Public-Unternehmen und andererseits unternehmerischem Spielraum. Dies, damit die Post gegenüber Wettbewerbern konkurrenzfähig ist und so die nötigen Mittel für die Grundversorgung überhaupt erst erwirtschaften kann.

Halbjahresbericht

Im Rahmen der Neuausrichtung von PostAuto hat die Post diesen Sommer bekanntgegeben, die CarPostal-France-Gruppe zu veräussern. Die Post hat mit der französischen Keolis S.A. – einem Tochterunternehmen der französischen Bahn SNCF – eine Käuferin für CarPostal France gefunden. Nun muss die französische Wettbewerbsbehörde den Verkauf von CarPostal France bewilligen. Die Post publiziert den umfassenden Halbjahresbericht hier, sobald die Prüfung abgeschlossen ist.

In einem kurzen Videobeitrag erläutert Alex Glanzmann, Finanzchef der Post, das Halbjahresergebnis. Das Interview steht Ihnen heute ab 10 Uhr unter www.post-medien.ch zur Verfügung.

Kennzahlen Konzern

Kennzahlen Einheit Jahr 2018 30. Juni 2018 30. Juni 2019
Betriebsertrag Mio. CHF 7’268 [1] 3’660 [1] 3’596
Betriebsergebnis (EBIT) [2] Mio. CHF 507 [1] 288 [1] 269
Konzerngewinn Mio. CHF 405 218 193
Bilanzsumme Mio. CHF 124’202 [1] 132’328 [1] 125’598
Eigenkapital Mio. CHF 6’732 [1] 6’876 [1] 6’962
Investitionen Mio. CHF 412 198 195
Personalbestand Konzern PE [3] 39’932 [4] 39’866 [4] 39’444

 

1 Die Werte wurden angepasst (Details werden im Halbjahresbericht aufgezeigt, Anpassung der Rechnungslegung und aufgegebene Geschäftsbereiche).
2 Das Betriebsergebnis entspricht dem Ergebnis vor nicht operativem Finanzerfolg und Steuern (EBIT).
3  PE = Personaleinheit. Durchschnittsbestand umgerechnet auf Vollzeitstellen, ohne Lernpersonal.
4 Im Segment PostMail wurde bei zwei Tochtergesellschaften die Berechnung des Durchschnittbestands auf Vollzeitstellen (ohne Lernpersonal) überarbeitet, was zur Anpassung des Vorjahreswerts führte. Im Segment PostAuto wurde das Jahr 2018 aufgrund der Klassifizierung der CarPostal-France-Gruppe als zur Veräusserung gehaltene Abgangsgruppe und aufgegebener Geschäftsbereich angepasst.

Kennzahlen PostFinance AG

Kennzahlen Einheit Jahr 2018 30. Juni 2018 30. Juni 2019
Anzahl Kundinnen und Kunden Tausend 2’857 2’876 2’779
Kundenvermögen Mio. CHF 118’943 122’430 119’089
Kundenvermögen in Partnerlösungen Mio. CHF 10’074 10’167 11’424
Hypotheken [1] Mio. CHF 5’816 5’750 5’905
Entwicklung Kundenvermögen Mio. CHF -822 2’476 146
Personalbestand PE [2] 3’325 3’377 3’233

 

1 In Kooperation mit Partnerbanken.
2 PE = Personaleinheit. Durchschnittsbestand umgerechnet auf Vollzeitstellen. Bestand PostFinance Stammhaus.

Ausgewählte Kennzahlen Segmente

30. Juni 2019 Segment Betriebsertrag
(Mio. CHF)
Betriebsergebnis
(Mio. CHF) [1]
Kommunikationsmarkt PostMail 1’312 194
Kommunikationsmarkt Swiss Post Solutions 303 17
Kommunikationsmarkt PostNetz [2] 343 -73
Logistikmarkt PostLogistics 843 68
Finanzdienstleistungsmarkt PostFinance 846 146
Personenverkehrsmarkt PostAuto 414 -10

 

30. Juni 2018 Segment Betriebsertrag
(Mio. CHF)
Betriebsergebnis
(Mio. CHF) [1]
Kommunikationsmarkt PostMail 1’381 199
Kommunikationsmarkt Swiss Post Solutions 286 14
Kommunikationsmarkt PostNetz [2] 374 [3] -60
Logistikmarkt PostLogistics 820 73
Finanzdienstleistungsmarkt PostFinance 881 145
Personenverkehrsmarkt PostAuto 408 [3] -22 [3]

 

1 Das Betriebsergebnis entspricht dem Ergebnis vor nicht operativem Finanzerfolg und Steuern (EBIT).
2 Die Post weist rückwirkend auf den 1. Januar 2018 bei mehreren Drittprodukten neu die Marge als Umsatz aus. Diese Methode bildet das Geschäft adäquater ab. Auf das Ergebnis von PostNetz haben diese Anpassungen keine Auswirkungen.
3 Die Werte wurden angepasst (Details werden im Halbjahresbericht aufgezeigt, Anpassung der Rechnungslegung und aufgegebene Geschäftsbereiche).

 

Auskunft:

Medienstelle Post, Masha Foursova, Mediensprecherin, 058 341 49 60, presse@post.ch