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Jeder Tag ist wie eine Wundertüte

Rudolf Rutschmann ist für viele einfach der Pöstler Rüedu. Der 61-Jährige arbeitet seit 44 Jahren bei der Post, davon 38 als Paketzusteller. Er sagt, er habe ein gelbes Postherz. Doch genau dieses Herz hörte vor drei Jahren für einen kurzen Moment auf zu schlagen.

Magalie Terre

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Rudolf Rutschmann posiert vor dem Auto und hält ein Paket in der Hand.

Am 11. November 2020 begann Rudolfs Arbeitstag wie immer um sechs Uhr morgens im Paketzentrum Ostermundigen. Die Pakete sorgfältig im Auto verstaut, machte er sich auf den Weg. Als er eines der Pakete ausliefern wollte, brach er auf dem Weg vom Auto zum Kunden zusammen und stürzte auf den Hinterkopf, weil sein Herz für einen kurzen Augenblick aufgehört hatte, zu schlagen. «Es traf mich wie ein Blitz, ohne Vorwarnung», sagt Rudolf. Eine Anwohnerin beobachtete den Vorfall vom Fenster aus und alarmierte umgehend die Ambulanz.

Im Krankenhaus stellten die Ärzte ein schweres Schädelhirntrauma und eine Hirnblutung fest. Drei Wochen später erwachte er aus dem künstlichen Koma. «Es war wie ein Filmriss, ich kann mich an nichts erinnern», erklärt Rudolf. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in der Rehaklinik Tschugg im Berner Seeland war er weitere drei Monate krankgeschrieben. «Ich wollte so schnell wie möglich wieder arbeiten», erzählt Rudolf. Der leidenschaftliche Paketzusteller schwärmt: «Mein Arbeitsalltag ist wie eine Wundertüte, man weiss nie, wie viele Pakete zugestellt werden müssen oder auf wen man trifft.»

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Rüädu verteilt seit 38 Jahren Pakete.

Zurück ins Berufsleben 

Roger Gahler, Case Manager bei der Post, stand Rudolf von Anfang an zur Seite «Er hat mich als Erster angerufen und mit mir über den Wiedereinstieg gesprochen», erzählt der zweifache Familienvater. «Dafür bin ich ihm sehr dankbar».

Vorerst arbeitete Rudolf in einem 25-prozentigen Arbeitspensum im Innendienst und etikettierte Migros-Boxen. «Mehr lag einfach nicht drin», erklärt er. «Meine Arbeitskolleginnen und -kollegen hatten Verständnis für meine Situation und unterstützten mich.» Nach einigen Monaten ging es Rudolf gesundheitlich so gut, dass er sein Arbeitspensum erhöhen konnte.

Heute arbeitet er zu 60 Prozent in einer angepassten Tätigkeit als Paketzusteller. «Meine Vorgesetzten und mein Team haben mich immer unterstützt, niemand hat mich unter Druck gesetzt», offenbart Rutschmann. «Ich kann in meinem eigenen Tempo arbeiten.»

Marco Bucheli und Roger Gahler erhalten das Zertifikat von den Verantwortlichen der SUVA.

Auszeichnung für gelungene Integration

Marco Bucheli, stellvertretender Leiter des Verteilgebiets Bern-Ost, Roger Gahler, Case Management, und Edu Widmer, HR-Berater, haben dafür gesorgt, dass Rudolf Schritt für Schritt zurück in die Arbeitswelt gefunden hat. Als Anerkennung für diesen ausserordentlichen Einsatz und den massgeblichen Beitrag zur erfolgreichen Integration, hat die SUVA der Post einen Preis in der Höhe von 20 000 Franken überreicht. Das gab es in der Geschichte der Post noch nie.

Gesundheit geht vor

Die Schweizerische Post ist eine der grössten Arbeitgeberinnen der Schweiz. 47 000 Mitarbeitende sind täglich in den verschiedensten Berufen im Einsatz, auch in der Nacht. Deshalb legt die Post grossen Wert auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und nimmt eine Vorreiterrolle ein.

Als eines der ersten Unternehmen hat die Post 2004 in den Aufbau eines systematischen Gesundheitsmanagements investiert. Dazu gehört beispielsweise die Lohnfortzahlung bei Krankheit und Unfall während 720 Tagen für Mitarbeitende im GAV. Das Case Management betreut arbeitsunfähige Mitarbeitende und berät das gesamte interne und externe Netzwerk bei komplexen Gesundheitssituationen – wie im Fall von Rudolf Rutschmann.

verfasst von

Magalie Terre

Redaktorin

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